(vgl. auch meinen Post vom 3. März 2012)
Einen Abend, nachdem ich ein Mosaik des ganzen Mondes aufgenommen hatte, gab es schon wieder Gelegenheit zur Mondbeobachtung. Wieder waren die Bedingungen akzeptabel, aber insbesondere wegen der Bildbewegung nicht herausragend. Ich entschloss mich zu klassischen Videoaufnahmen mit der DMK31-Kamera am 10"-Meade SCT an der Tag-Nacht-Grenze des auf den Vollmond zugehenden Mondes (3 Tage vor Vollmond). Um diese Zeit mangelt es nicht an unterschiedlichen Objekten in Terminatornähe.
Im Nordwesten ist das Mare Imbrium mit dem großen Krater Plato, der Regenbogenbucht "Sinus Iridum" und seinen einzeln stehenden Bergen nun vollständig beleuchtet. Manche Schattenwürfe fordern zur Bestimmung der Bergspitzhöhen heraus. Wer genauer hinschaut, erkennt verschiedene Lavaflüsse an den unterschiedlichen Helligkeiten des relativ glatten Mare-Bodens.
Weiter südlich tritt der verhältnismäßig junge und sehr komplexe Krater Kopernikus plastisch hervor. Die Spuren, die der Einschlag in der Umgebung hinterlassen hat, sind deutlich zu erkennen (wie "Schlamm" aussehender Auswurf, kleine Kraterreihen durch Sekundäreinschläge). Diese Gegend ist aber auch bekannt für vulkanische Aktivität. Knapp unterhalb der Bildmitte, etwas oberhalb des Kraters Hortensius, finden sich mindestens 5 kleine Aufwölbungen der Oberfläche, sogenannte Dome, die durch aufsteigendes Material aus dem Mondinneren entstanden sind. Auf den Domen ist teilweise ein kleiner Krater zu erkennen, durch den Material an die Oberfläche gelangte. Ein weiterer bekannter Dom ist Milichius pi etwas links oberhalb der Bildmitte.
Noch weiter südlich treffen wir im Vergleich zu Kopernikus auf den etwas älteren, aber noch gut erhaltenen Krater Bullialdus. In seiner Umgebung gibt es aber viele Krater, die stark verwittert bzw. von Lava geflutet sind. Am linken Bildrand geht gerade die Sonne für das Mare Humorum auf. Einige Rillen, die das Mare in der weiteren Umgebung des Kraters Hippalus in etwa konzentrisch umgeben, deuten auf eine Hebung des Bodens mit Rissbildung in diesem Bereich hin.
Wenden wir den Blick schließlich noch auf den kraterübersäten Südteil des Mondes. Einer der jüngsten, auffälligsten und bestdatierten großen Krater auf dem Mond ist Tycho (geschätztes Alter 108 Mio. Jahre). Er steht links der Mitte in diesem gedrehten Bild (Norden ist etwa links). Der Zentralberg, der terrassierte Wall und die jenseits des Kraterrands um etwa einen Tychodurchmesser in Mitleidenschaft gezogene Umgebung beeindrucken. Ganz anders der rechts der Bildmitte stehende Clavius. Diese Wallebene ist wesentlich größer und älter als Tycho. Der Kraterrand zeigt Erosionserscheinungen, der Boden ist lavageflutet und mittlerweile von zahlreichen kleineren Einschlägen getroffen.
Auch dieses Bild zeigt wieder Clavius, allerdings wieder so gedreht, dass Norden oben ist. Der Tycho ähnliche Krater unterhalb der Bildmitte ist Moretus. Ganz unten rechts gelangt man schließlich in die unübersichtliche Südpolgegend.
Ich freue mich schon auf den nächsten "Spaziergang" über den Mond.
Martin Federspiel
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